Wir sind vom 06.10.2023 bis 21.10.2023 einen Teil des Annapurna Circuit gelaufen und teilen in diesem Bericht unsere Erfahrungen.
Wir haben unser Gepäck selbst getragen (8-10 kg) und konnten ohne Guide laufen.
Seit dem 1. April 2023 besteht eine Guide-Pflicht auf dem Annapurna Circuit, was während unseres Trekkings jedoch nicht kontrolliert worden ist.
Es besteht auch die Möglichkeit einen Porter zu "mieten". Die Porter tragen das Gepäck von Station zu Station. Wir haben Porter getroffen, die 35 kg tragen. Das finde ich allerdings unzumutbar. Was die Menschen so brauchen ...
Unsere Tipps für deine Vorbereitungen für eine gelungene Tour.
Start: Ngadi auf 890 hM
Ziel: Bahundanda auf 1.310 hm
Strecke: 4 km
Zeit: 2 Stunden
Morgens um 6.30 Uhr ist unser Bus in Pokhara nach Besisahar gestartet. Der erste Teil der Wegstrecke verläuft auf der Straße in Richtung Kathmandu. In Dumre biegt der Bus links ab. Ein Geschaukel ... Nach 5 Stunden haben wir Besisahar erreicht und warten auf den Anschluß. Der Annapurna Circuit startet in Besisahar, aber wir fahren mit dem Local Bus weiter bis Ngadi. Bis der Bus kommt gönnen wir uns ein kleines Mittagessen. Es gibt Momos (gefüllte Teigtaschen).
Der Bus kommt und wir fahren mit weiteren vier deutschen und unseren Rucksäcken mit. Andreas findet einen Sitzplatz und ich durfte beim Fahrer sitzen. Hier in den Bussen gibt es keinen abgegrenzten Bereich für die Fahrer. Es gibt eine Mittel- und eine Seitenbank auf der Beifahrerseite. Zudem gibt es Busbegleiter, die sich um das Gepäck der Fahrgäste, den Verkauf der Fahrkarten, die Sitzplätze und auch darum kümmern, daß der Bus immer in der Spur bleibt, wenn es eng wird. Mir wurde ein Platz auf der Seitenbank zugewiesen. Der Bus war bereits voll als noch eine Schulklasse mitfahren wollte und plötzlich hatte ich ein Mädchen auf dem Schoß, das auch gleich eingeschlafen ist. Bei dem Geschaukel können nur Nepalesis schlafen.
In Ngadi angekommen sind wir direkt losgelaufen, aber nach 1 km erstmal eine kleine Teepause eingelegt. Dann ging es los. 400 Höhenmeter waren zu überwinden und nach 2 Stunden, mit einem Treppenaufstieg zum Abschluß, haben wir unsere erste Unterkunft in Bahundanda erreicht. Die Landschaft ist sehr grün und das Klima tropisch.
Für 19 Uhr haben wir Abendessen bestellt - Dal Bhat - davon gibt es Nachschlag, wer möchte. Das einzige Abendessen, das wir während der Wanderung noch draußen essen konnten. Weiter oben war es zu kalt.
Dal Bhat ist hauptsächlich Linsensuppe (Dal) und Reis (Bhat). Dazu gibt es noch etwas Gemüsecurry.
Start: Bahundanda auf 1.310 hm
Ziel: Chamche auf 1.385 hm
Strecke: 13 km
Zeit: 6,5 Stunden
Wir starten gegen 8 Uhr und erstmal geht es 300 hm bergab nach Ghermu. Ein nettes sehr gepflegtes Örtchen.
Am Ende des Ortes kann man wählen, ob man weiter dem rot-weißen Weg oder dem blau-weißen Weg läuft. Der blau-weiße Weg ist eine Alternative zum ursprünglichen Weg des Annapurna (meist jedoch mit weiteren Höhenmetern verbunden). Der rot-weiße Weg folgt einem Weg, der mehr und mehr als Straße genutzt wird. Um nicht mit dem Straßenverkehr laufen zu müssen wurden die blau-weißen Wege als neue Abschnitte des Annapurna Circuit markiert.
Wir laufen den rot-weißen Weg weiter. Wir möchten uns noch etwas einlaufen und uns an den Rucksack auf dem Rücken gewöhnen. Es geht weiter bergab und bald überqueren wir unsere erste Hängebrücke. Nach der Hängebrücke folgen wir der Straße und der Weg steigt stetig an. Nach 1,5 km müssten wir über eine weitere Hängebrücke, aber wir bleiben auf der Straße.
Allerdings versperrt ein Bagger uns den Weg, der einen Erdrutsch beseitigt. Also nehmen wir doch die Hängebrücke. Danach geht es ordentlich über Treppen nach oben. Oben angekommen laufen wir circa 50 Meter eben und anschließend Treppen wieder runter und über eine weitere Hängebrücke.
Wir sind 50 Meter hinter dem Bagger, der seine Arbeit nun eingestellt hat, wieder auf den Weg gestoßen 🤷♀️.
Parallel zum Weg verlaufen Treppen. Wir beiben auf dem Weg und erreichen nach 5 Stunden Jagat. Hier legen wir eine Mittagspause ein und haben noch 1 Stunde und 15 Minuten bis zum Ziel.
In Chamche angekommen beziehen wir ein nettes Zimmer mit eigenem Bad. Nach dem Duschen genießen wir Tee bei toller Aussicht.
Die Straßen/Fahrwege sind hier nicht Straßen wie wir sie kennen. Sie ähneln unseren Feld-/ Waldwegen. Sie sind unbefestigt (dirt roads).
Start: Chamche auf 1385 hm
Ziel: Dharapani auf 1900 hm
Strecke: 11 km
Zeit: 4,5 Stunden
Gegen 7.40 Uhr starten wir unseren heutigen Wandertag.
Aufgrund eines Erdrutsches ist der rot-weiße Weg bis zum Ort Tal gesperrt.
Wir laufen auf der Straße und haben 400 Höhenmeter vor uns. Nach 2 Stunden erreichen wir den ACAP (Annapurna Circuit Area Project) Kontrollpunkt in Tal.
Hier machen wir eine kurze Pause und schwatzen mit einem Mountainbiker, der bis Manang auf 3500 Meter Höhe fahren will.
Ab Tal bleiben wir auf der Straße; der rot-weiße Weg führt rechts des Flusses Thonje entlang (Schattenseite). Unseren Weg kreuzen Jeep´s, die Touristen in höher gelegene Orte bringen.
Auch hier ist die Landschaft sehr grün und das Klima ist tropisch. Die Aussichten sind sehr gut. Aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage laufen wir ständig an Wasserfällen vorbei.
12.30 Uhr erreichen wir Dharapani und machen Mittagspause. Da wir keine Eile haben, beschließen wir, den Tag hier ausklingen zu lassen. Wir nehmen uns ein Zimmer, waschen einige Kleidungsstücke und genießen den freien Nachmittag.
Start: Dharapani auf 1900 hm
Ziel: Timang auf 2650 hm
Strecke: 8 km
Zeit: 3,5 Stunden
Wir starten wieder gegen 8 Uhr und melden uns bei der ACAP Kontrollstation in Dharapani. Bald sehen wir die ersten schneebedeckten Berge. Wir folgen der Straße bis Danaque; die Gebetsmühlen, die wir passieren, drehen wir im Uhrzeigersinn für gutes Karma.
Heute geht es ordentlich nach oben. Hinter Danaque biegen wir links ab und steigen Treppenstufen hinauf. Alternativ kann man der Schotterpiste folgen. Nachdem wir die Treppen passiert haben müssen wir noch ein Stück hinauf bis Timang.
Nach 3,5 Stunden haben wir unser Tagesziel erreicht und beziehen unser Zimmer und genießen ein Mittagessen bei Sonnenschein. Nachmittags ziehen Wolken auf und es regnet.
Start: Timang 2650 hm
Ziel: Dhukur Pokhari 3240 hm
Strecke: 20 km
Zeit: 8 Stunden
Heute hatten wir geplant 8 km bis Chame zu laufen. In Koto befindet sich wieder eine ACAP Kontrollstation. Nach 2,5 Stunden waren wir schon am Ziel, so daß wir beschlossen haben weitere 7 km bis Bhratang zu laufen. Wir genießen noch einen Kaffee und eine Zimtschnecke und machen uns auf den Weg. Am Ende von Chame passieren wir eine Brücke über den Fluß Marsyangdi, der parallel dem Weg folgt. Wir laufen durch Mischwälder und kommen an einer Ziegelei vorbei. Hier wird alles in Handarbeit hergestellt.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Bhratang an. Bhratang ist Apfelanbauland (auf 3.000 Meter Höhe). Bei einem Apfelkuchen haben wir erfahren, daß die Unterkunft ausgebucht ist. Die nächste Möglichkeit für eine Übernachtung ist Dhukur Pokhari - weitere 5 km.
Wir sind auf 3.000 Meter Höhe und die Luft wird frischer. Wir laufen auf der Schotterstraße durch beeindruckende Landschaft.
Der Anblick hat mich an die Verdon Schlucht in Frankreich erinnert.
Wir folgen der Schotterpiste und treffen mal wieder auf eine Straßenbaustelle. Irgendwann biegt der Wanderweg rechts ab und wir laufen circa 1 km durch den Wald. Am anderen Ende geht es weiter auf der Schotterpiste und erreichen endlich das Tagesziel.
Start: Dhukur Pokhari 3240 hm
Ziel: Upper Pisang 3325 hm
Strecke: 3 km
Zeit: 1 Stunde
Aufgrund der gestrigen Etappe laufen wir heute nur ein kurzes Stück mit einem kurzen Anstieg nach Upper Pisang und sitzen bereits 9 Uhr auf der Terrasse unserer heutigen Unterkunft und genießen den Blick auf das Annapurna Massiv.
Gegen Mittag unternehmen wir eine kurze Tour und gehen zum höhergelegenen Kloster.
Seit 1999 bauen die Bewohner Pisangs ein neues Kloster. Das alte Kloster konnte nicht mehr saniert werden.
Die Mittel für die Finanzierung stellen die Familien von Pisang bereit oder arbeiten 54 Tage am Bau des Klosters.
Start: Upper Pisang 3325 hm
Ziel: Ngawal 3680 hm
Strecke: 10 km
Zeit: 6 Stunden
Heute laufen wir den rot-weißen Weg. Zuerst laufen wir gemütlich über eine leicht hügelige Straße. Hier wachsen fast nur noch Kiefern und Wacholder (ich muß an Gin denken🤷♀️). Nach circa 1 Stunde geht es über 400 Meter in Serpentinen nach oben. Zuvor mal wieder eine Hängebrücke queren und dann schön langsam nach oben laufen. Wir sind nicht allein am Hang.
Nach 1 Stunde und 15 Minuten kommen wir in Ghyaru auf 3730 Meter an. Wir sitzen auf einer kleinen Terrasse und genießen Apfelkuchen und Tee bei schönster Aussicht.
Der Mann rechts am Pfosten montiert gerade ein kleines Solarpaneel. Immerhin ist er angegurtet.
Nach der Pause laufen wir weiter durch den Ort Ghyaru und der Weg verläuft wieder leicht hügelig.
Der höchste Punkt, den wir heute passieren, ist 3850 Meter. Hier oben weht der Wind kräftig.
Wo man es am wenigsten erwartet befindet sich ein Verkaufsstand und ein Restaurant und wir treffen die ersten Yaks.
Wir laufen noch ein Stück und erreichen bald Ngawal. In unserer Unterkunft sitzen wir windgeschützt und genießen die Sonne und ein kleines Mittagessen.
Bisher die schönste Etappe auf der Tour.
Von Pisang ist es alternativ möglich auf der Straße zu laufen, aber der Weg bietet nicht die tollen Bergaussichten wie der Höhenweg.
Heute bleiben wir noch einen Tag in Ngawal und passen uns an die Höhe an.
Es ist ein guter Tag zum Wäsche waschen; die Sonne scheint und der Wind weht.
Später laufen wir einen Weg mit circa 1700 Treppenstufen. Der Weg führt vorbei an
bis auf 4000 Meter Höhe und endet in unsicherem Terrain. Nach 1 Stunde waren wir am Ziel. Abwärts waren wir etwas schneller.
Start: Ngawal 3680 hm
Ziel: Manang 3540 hm
Strecke: 11 km
Zeit: 5 Stunden
In Ngawal sind wir dem rot-weißen Weg gefolgt. Der Weg führt zuerst über eine kleine Hochebene vorbei an einer Stupa und durch einen Nadelwald mit Kiefern und Wacholderbüsche in Serpentinen zum Fluß Marsyangdi.
Wir laufen über die Brücke und gegenüber den Hang wieder hoch.
Alternativ ist der Weg über die kleine Siedlung links über die Schotterstrße möglich. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewußt hätte was mich erwartet hätte ich diesen Weg gewählt. Später mehr dazu.
Gleich zu Beginn stellen wir fest, der rot-weiße Weg ist nicht gut ausgeschildert. Wir suchen uns einen Einstieg in den Hang und schaffen das erste Stück ziemlich flott. Wir müssen aber weiter den Hang hinauf und es wird steiler und steiler. Fast oben gibt es wieder Wegkennzeichnungen. Endlich oben angekommen laufen wir einsam über ein sehr schönes Hochplateau und um uns herum die Berge. Am Ende des Plateaus laufen wir durch eine alte Siedlung und mir wurde bewußt warum die Guides den anderen Weg über die Straße wählen. Umdrehen ist nun jedoch keine Option mehr.
Der Weg wird sehr schmal und verläuft am Hang entlang und teilweise müssen wir über Erdrutsche hinweg.
Ich atme etwas auf als ich Bhraka sehe. Es ist noch nicht ganz vorbei, aber der Weg wird etwas sicherer; Ziegen sind hier ebenfalls unterwegs. Richtung Bhraka müssen wir uns einen Weg suchen, da die Beschilderung nicht eindeutig ist.
Wir laufen durch den Ort Bhraka bis zur Straße und gönnen uns eine Pause.
Nach der Pause laufen wir noch 2 km auf der Straße bis Manang. Die Straße hat bisher in Manang geendet. Es wird aber kräftig gebaut und die Straße wird bis in den nächsten Ort Khangshar weitergebaut.
Nachdem wir unser Zimmer für die heutige Nacht bezogen haben laufen wir durch Manang und genießen einen Kaffee in einem kleinen netten Garten.
Wer noch Ausrüstung oder warme Kleidung benötigt kann diese in Manang erwerben.
Zum Abendessen bestellen wir uns ein Yak-Steak.
Start: Manang 3540 hm
Ziel: Yak Kharka 4050 hm
Strecke: 10 km
Zeit: 4,5 Stunden
Wie gehabt starten wir gegen 8 Uhr. Das ist ein Selbstläufer ... wir benötigen keine Uhr. Wir laufen durch Manang, melden uns bei der ACAP Kontrollstation und laufen weiter. Hinter der Stupa biegt der Weg ab in Richtung Thorong La.
Wir drehen uns immer wieder mal um und genießen die Bergwelt um uns herum.
Der Weg ist sehr gut zu laufen und wir queren wieder eine Hängebrücke und laufen über ein Plateau.
Bald sehen wir unser Tagesziel Yak Kharka. Das letzte Stück laufe ich bereits sehr langsam. Wir sind auf 4000 Meter Höhe!
Im Ort suchen wir uns eine Übernachtung. Die auserwählte Unterkunft ist leider mit einer Reisegruppe ausgebucht, aber eine Alternative ist schnell gefunden.
Den Nachmittag genießen wir mit Apfelkuchen und Kaffee bei Sonne, die in den Aufenthaltsraum scheint. Draußen ist es frisch und die Nächte sind auch bereits kalt. Die Unterkünfte und auch die Aufenthaltsräume sind nicht geheizt, so daß wir schnell nach dem Abendessen in unseren Schlafsack kriechen.
Auch Internet und Strom ist ab hier nicht mehr vorhanden bzw. nicht verlässlich.
Start: Yak Kharka 4050 m
Ziel: Thorang Phedi 4450 m
Strecke: 8 km
Zeit: 4 Stunden
Nach dem Frühstück geht es los ... bergauf. Wir folgen dem Weg mit vielen anderen Wanderern. Es geht stetig bergan und wir laufen langsam und ich muß regelmäßig stehen bleiben und atmen. Nach 45 Minuten kommen wir in Churi Letdar an, verschnaufen kurz und laufen langsam weiter. Heute sind wir im alpinen Gelände. Hier wächst nichts mehr. Der Weg ist "breit" und gut zu laufen.
Wir kommen an eine Weggabelung. Rechts oder Links? Ein Guide rät uns, den rechten Weg zu nehmen. Wenn wir nach Links schauen sehen wir warum. Es gibt einige Erdrutsche am Hang.
Wir folgen dem rechten Weg. Dieser ist etwas länger und verläuft auch etwas höher, aber er ist sicherer. Der Weg ist sehr gut gesichert und instandgesetzt und bald sehen wir unser heutiges Ziel - das Base Camp. Wir laufen am Ende des Weges im Zick-Zack etwas bergab und queren die längste Hängebrücke der Tour.
Auf der anderen Seite angekommen verschnaufen wir kurz und steigen das letzte Stück zur Unterkunft auf.
Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir im Aufenthaltsraum.
Duschen ist hier nicht mehr möglich; Erfrischung gibt es nur noch mit Himalayawasser.
Am nächsten Morgen lassen wir uns Zeit. Heute gönnen wir uns einen freien Tag zur Akklimatisierung. In der Nacht hat es geschneit.
Wir gehen frühstücken; außer uns sind noch zwei Wanderer mit ihrem Guide vor Ort. Alle anderen sind bereits unterwegs. Auf der anderen Seite sehen wir Steinböcke.
Nach dem Frühstück kommen bereits die ersten Wanderer aus Richtung Yak Kharka, so daß wir nicht lang allein bleiben. Bei Musik und viel Gingertee verbringen wir den Tag mit Lesen und Stricken im Aufenthaltsraum, der sich nach und nach füllt. Einige bleiben nur zum Mittag und laufen noch zum High Camp - unser morgiges Ziel.
Am Abend beschließen wir bereits am nächsten Tag über den Pass zu laufen. Wir haben keinerlei Symptome für Höhenkrankheit und ich möchte nicht noch eine Nacht in eiskalten Räumen verbringen.
Start: Thorang Phedi 4450m über Thorong La 5416 m
Ziel: Muktinath 3800 m
Strecke: 16 km
Zeit: 12 Stunden
Heute wird ein langer Tag. Wir haben gestern Abend alles für heute vorbereitet und sind bereits fertig bekleidet in unsere Schlafsäcke gekrochen.
Pünktlich 3 Uhr morgens klingelt der Wecker. Nach einem kleinen Frühstück starten wir 4:10 Uhr bei -7 Grad und laufen langsam bergauf (steil im Zick-Zack). Die meisten Wanderer, die heute über den Pass wollen, starten um 4 Uhr. Wir wollen uns einreihen. Da wir ohne Guide unterwegs sind möchten wir den schwierigen Weg nicht allein laufen.
Wenn wir nach oben oder nach unten schauen sehen wir viele Leuchtpunkte im dunkeln (Stirnlampen der Wanderer) am Hang. Wir laufen langsam und suchen sicheren Halt auf dem verschneiten Weg. Wir kommen ganz gut voran und schließen uns einer geführten Gruppe an, aber irgendwann überholen wir sie. Wir sehen das High Camp (die letzte Unterkunft vor dem Pass), aber das letzte Stück ist zäh. Nach 1,5 Stunden kommen wir an und machen eine kurze Pause. Die Wanderer aus dem High Camp reihen sich nun auch ein.
Die Morgendämmerung setzt ein und wir laufen bei Tageslicht weiter. Einige schnallen Spikes an. Wir laufen vorsichtig ohne Spikes weiter. Der Schnee ist bereits durch die ersten Wanderer platt getreten und stellenweise rutschig. Mit unseren Trekkingstöcken können wir uns gut gegen das Rutschen sichern.
Wir kommen langsam voran. Ich muß immer wieder stehen bleiben und atmen. Einfach laufen und an nichts denken. Langsam kommt die Sonne, aber es weht auch ein kräftiger Wind. Wir erreichen das erste Teehaus, machen eine Pause und trinken einen Masalatee. Da es ziemlich frisch ist verweilen wir nicht lange und laufen weiter. Wir sind allein. Ein paar Wanderer sehen wir vor uns, aber hinter uns sehen wir nur eine schöne verschneite Bergwelt.
Der Weg ist mit Stangen, an denen Gebetsfahnen befestigt sind, in unregelmäßigen Abständen gekennzeichnet. Wir hangeln uns von Fahne zu Fahne. Irgendwann wird es flacher und wir sehen am Horizont das nächste Ziel - den Pass. Nun steigt nochmal die Motivation und wir erreichen den Pass auf 5416 Meter nach insgesamt 5 Stunden. Wir machen eine Pause, trinken wieder einen Masalatee und unterhalten uns kurz mit den Betreibern. Sie bleiben auch nachts auf dem Pass und schlafen in der Hütte ...
Wir machen natürlich noch Erinnerungsfotos und laufen bald weiter. Der Wind hier oben weht kräftig und ist eisig.
Nun wartet der Abstieg mit 1700 Meter auf uns. Wir stapfen durch Schnee und folgen dem verschneiten Weg. Ab dem Pass dienen nur noch Stahlstangen als Markierung.
Weiter unten ist erkennbar, daß die Landschaft hier einer Schotterwüste gleicht. Wir laufen und laufen ... plötzlich kommt Sonne, aber wir sehen bereits, daß Nebel aufzieht. Wir laufen in den Nebel und haben Mühe noch den Weg und die Stangen zu erkennen und hangeln uns langsam den Weg hinunter. Der Schnee ist hier ebenfalls festgetreten und rutschig. Langsam kommen wir aus der Schneezone und laufen den verbleibenden Kilometer zügig. Erstmal Pause und ein kleines Mittagessen. Anschließend haben wir noch 1,5 Stunden bis Muktinath. Bis Muktinath laufen wir entspannt und kommen gegen 16 Uhr an.
Geschafft und morgen gönnen wir uns einen Ruhetag.
Wir frühstücken erst gegen 8 Uhr und gehen den Tag ruhig an. Nach dem Frühstück schauen wir uns den Ort an und anschließend besuchen wir eine der wichtigsten Pilgerstädten für Hinduisten und Buddhisten. In der Anlage tritt an gleicher Stelle Wasser und Feuer aus der Erde. Bis zur Anlage müssen einige Treppenstufen überwunden werden. Ältere und gehbehinderte Menschen werden von Pferden zur Tempelanlage gebracht oder getragen.
In der Tempelanlage schauen wir dem munteren Treiben zu. Die Gläubigen laufen durch Wasser, das aus 108 Wasserhähnen läuft. Anschließend noch durch 2 Tauchbecken.
Auch einige Touristen tun es ... mehr aus Spaß.
Start: Muktinath 3800 m
Ziel: Kagbeni 2800 m
Strecke: 13,5 km
Zeit: 4,5 Stunden
Heute haben wir erneut einen Abstieg vor uns. 1100 Meter laufen wir bergab bis Kagbeni. In Muktinath folgt der Weg einem schmalen Pfad; der aber nach circa 1 km auf eine dirt road mündet. An gleicher Stelle muß ein Fluß überquert werden. Bei Niedrigwasser kann der Fluß zu Fuß gequert werden. Sonst gibt es eine Hängebrücke. Wir laufen durch ein Bergdorf, in dem die Menschen wie in alten Zeiten leben. Wir passieren wieder eine Hängebrücke. Es ist ein schöner Herbsttag - sonnig und windstill. Wir folgen dem Weg und kommen bald nach Jhong. Nach Jhong laufen wir vorbei an kleinen Anbauflächen und Apfelplantagen. Auch drehen wir uns ständig um und bestaunen die Bergwelt.
Wir laufen weiter und bald wird die Landschaft karg und wüstenartig und der Wind nimmt zu.
Wir treffen ein paar Kühe und kommen in das Land der Schneeleoparden und Blauschafe. Wir laufen circa 8 km in der kargen Landschaft bis Kagbeni. Wir kommen durch den Ort und sind verwundert wie es hier ausschaut. Irgendetwas ist passiert. Der Ort wirkt zerstört.
Am 14.08.2023 abends ist eine Flutwelle durch den Ort gelaufen und hat einige Häuser mitgerissen und einige Häuser zerstört, ebenso Brücken und auch die Flußbefestigung. Menschen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen, aber viele, deren Häuser vernichtet worden sind, haben den Ort verlassen. Unser Hotel ist bereits wieder hergerichtet und auch an den Häusern, die zerstört wurden, wird fleißig gearbeitet.
Das war die letzte Etappe unserer Trekkingtour im Himalaya. Für den nächsten Tag buchen wir zwei Tickets für den Bus nach Pokhara.
Am nächsten Morgen kommt gegen 10 Uhr der Bus und hält direkt vor unserem Hotel.
Puh, das war eine Busfahrt. Ich hatte den besten Blick direkt in den Abgrund. Die Strecke verlief oft entlang des Hanges und die Straße war gefühlt oftmals zu schmal für den Bus. Zudem gibt es Bergrutsche, die die Straße weiter schmälern. Ich habe wieder großen Respekt vor dem Busfahrer. Nach 9 Stunden, wovon wir 7 Stunden durchgeschüttelt worden sind, sind wir kaputt in Pokhara angekommen.
Die Erschließung des Himalaya (Erweiterung des Straßennetzes, Versorgung mit Strom) schreitet voran.
In einigen Berichten wird diskutiert, ob der Annapurna Circuit dadurch seinen Reiz verloren hat und sich noch lohnt. Ich weiß nicht wie es früher einmal war.
Für uns hat sich der Weg gelohnt. Es ist eine tolle Erfahrung auf diesen Höhen unterwegs zu sein. Der Annapurna Circuit bietet eine beeindruckende Bergwelt mit 8000ern sowie unterschiedliche Klima- und Vegetationszonen. Wir sind durch Klimazonen von tropischen 25 Grad Celsius bis Minusgrade und Schnee gelaufen. Wo ist das möglich? Auch haben wir hübsche und zum Teil ursprüngliche Bergdörfer und viele interessante Menschen kennengelernt. Diese Eindrücke bleiben unvergesslich.
Ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein und stolz, diese Höhen überwunden zu haben.
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